Oberst a.D. Jeschonnek in Hardthöhenkurier 2-2012

 

General Carl von Clausewitz hat mit seinem Werk „Vom Kriege“ einen zeitlosen Maßstab für strategisches, sicherheitspolitisches und militärstrategisches Denken, Planen und Handeln geschaffen. Mehr noch: Er zieht noch nach zwei Jahrhunderten diejenigen in seinen Bann, die sich 1961 in Deutschland in der Clausewitz-Gesellschaft zusammengefunden haben. Mitglieder

sind Politiker, Wissenschaftler und Offiziere. Anlässlich des nun schon fünfzigjährigen Bestehens der Clausewitz-Gesellschaft, hat der MILES Verlag einen beachtenswerten Festband zum weltweiten Verständnis von Clausewitz in englischer Sprache herausgegeben.

Es werden der derzeitige Umgang sowie die aktuellen Interpretationen und Wertschätzungen von Clausewitz Werk in verschiedensten Ländern präsentiert. Hierzu gehören die Darstellung

der Bedeutung seines Werkes in Österreich, Belgien, China, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Israel, Italien, Japan, Niederlande, Norwegen, Slovenien, Südafrika, Spanien, Schweden, Schweiz und in den USA. Damit wird der Wert des Werkes „Vom Kriege“ aus globaler Perspektive deutlich.

Neben den Darstellungen zur Verbreitung, Einschätzung, zum Stellenwert und Nutzen werden einführend auch die Geschichte der Clausewitz-Gesellschaft, deren internationale

Beziehungen und die Bedeutung von Clausewitz Werk in der heutigen Welt und Zeit herausgestellt.

Auf weiterführende Literatur wird in Anmerkungen unmittelbar hinter den einzelnen Aufsätzen hingewiesen. Ein äußerst lesenswertes, einmaliges Werk, das aufzeigt, wie weit heute und vermutlich auch in Zukunft die Aussagen von Clausewitz weltweit Politik, Wissenschaft und

Militär unverändert in ihren Bann ziehen. Damit hat die Gesellschaft sich und allen Interessierten ein würdiges „Geburtstagsgeschenk“ gegeben.

Dr. Gerd Portugall, KOMPASS 1/2012, S. 25

 

Dass der Militärtheoretiker Carl von Clausewitz (1780-1831) nach fast 200 Jahren nicht nur in seiner Heimat ‚angesagt’ ist, belegt dieser Sammelband, der aus Anlass der Gründung der Clausewitz-Gesellschaft e.V. vor genau 50 Jahren erschienen ist.

Diese in Hamburg ansässige Vereinigung besteht zum Großteil aus aktiven und ehemaligen hohen Offizieren, die sich nach eigener Aussage die Aufgabe gestellt haben, aus der Begegnung mit den Gedanken des preußischen Generals Nutzen für die Gegenwart zu ziehen, insbesondere durch die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen strategischen und sicherheitspolitischen Fragen.

Laut Herausgeber Pommerin, Geschichtsemeritus und langjähriger Vorsitzender des Beirats Innere Führung, soll mit dem Buch das Studium des Clausewitz’schen Werkes möglichst weltweit angeregt und vernetzt werden. Neben mehreren Deutschen schildern Autoren aus insgesamt 17 anderen Staaten von vier Kontinenten in englischer Sprache Rezeption und Wirkungen insbesondere des posthum erschienenen Werkes „Vom Kriege“ (1832) in ihren Heimatländern. Darunter finden sich so wichtige Staaten wie die USA, China, Japan und Frankreich sowie so ‚exotische’ Staaten wie Slowenien, Südafrika und Israel. Leider fehlen Russland – dessen Uniform Clausewitz einst selbst getragen hatte – und Großbritannien.

Interessanterweise schlagen sich historisch schwierige Beziehungen zu Deutschland auch auf die Aufnahme von Clausewitz nieder, wie die Beispiele Österreich, Frankreich, Israel und selbst die USA anschaulich belegen. Interessant sind auch die Verbreitungswege, die sein Werk nahm. So erreichte Anfang des 20. Jahrhunderts eine japanische Version von „Vom Kriege“ China, die dann ihrerseits dort ins Chinesische übersetzt wurde und so u. a. Mao Zedong beeinflusste. Nach Yu Tienjun von der Universität Peking stellt der preußische General das wichtigste nicht-kommunistische Bindeglied in der Ableitung einer marxistischen Militärtheorie dar.

Claus von Rosen und Uwe Hartmann betonen im deutschen Beitrag die doppelte Bedeutung des Clausewitz’schen Werkes als sozialwissenschaftliche Theorie des Funktionszusammenhangs ‚Krieg’ einerseits und als wehrwissenschaftliche Theorie strategischen Denkens und Handelns andererseits. In den USA wurde er deshalb insbesondere nach dem Debakel in Vietnam wiederentdeckt, wie Christopher Bassford, Betreiber einer amerikanischen Clausewitz-Homepage, feststellt. Überhaupt scheinen gerade militärische Niederlagen häufig den Griff zu „Vom Krieg“ zu bewirken. So beschreibt Avi Kober von der Universität Bar-Ilan, wie die Probleme der israelischen Armee im Libanonkrieg 2006 zu einer Renaissance des adeligen Theoretikers im Heiligen Land führte.

Insgesamt betrachtet, ist der Sammelband so gut gelungen, dass ihm auch eine deutschsprachige Ausgabe zu wünschen wäre.